Warum die neuen Linienflüge mit Wasserflugzeugen in Kroatien großartig sind, auch wenn mein persönlicher Jungfernflug im Nirwana von El Paso endete.
Das Geburtstagsgeschenk sollte etwa Einzigartiges werden! Unvergesslich wurde es in jedem Fall: Die Idee war ein Überraschungsflug mit einem der nun in Kroatien als Linienverbindungen verkehrenden Wasserflugzeuge. Start am späten Vormittag im Hafenbecken von Pula vor der theatralischen Kulisse der rund 2.000 Jahre alten römischen Arena, dann in niedriger Höhe der Küste entlang mit spektakulärem Ausblick: zunächst über die Buchten von Verudela, dann über das Kap Kamenjak mit seinem Leuchtturm hinaus aufs tiefblaue Meer mit unzähligen Segelbooten und landen im Hafenbecken des malerischen Mali Losinj. Ein Geburtstagschampagner, Baden in einer nahen, romantischen Bucht, ein Eiskaffee an der Esplanade und spätnachmittags mit dem Wasserflugzeug in dreizehn Minuten wieder zurück nach Pula.
So weit, so gut und das alles hatte durchaus die Dramaturgie einer Hollywood-Romanze. Bis zur Küste von Losinj verlief auch alles nach Plan, doch dann – leider – ein völliger Filmriss.
Ich weiß nicht, warum ich mir eingebildet hatte, dass wir im Hafenbecken von Losinj landen würden. Das stand nirgends im Internet und die Airline hatte es mit keinem Wort versprochen. Das war reine Eigenfantasie, denn man machte in Losinj nur einen Zwischenstopp, um weiter nach Split zu fliegen. Und für den war, auch weil man die Gelegenheit gleich zum Tanken nutzte, das Asphaltfeld des Flughafens von Losinj wesentlich besser geeignet als irgendein romantischer Altstadthafen.
Mit dem Flughafen von Losinj ist es so eine Sache! Es gibt sicher größere Flughäfen auf der Welt. Vermutlich alle anderen. Mal abgesehen vom kleinen Tower sah das Empfangsgebäude aus wie ein in den 1950-er Jahren stillgelegter Regionalbahnhof. Entsprechend überrascht zeigte sich die Flughafensecurity in Form einer jungen Polizistin – strafversetzt ? – über zwei mit Badetasche über das Rollfeld kommende Touristen. Die Cafeteria war auch deshalb nicht besetzt, weil es keine gab und somit natürlich auch keine Toiletten. Das Cafe lag vielmehr außerhalb des Flughafenbereiches und trug – ganz großes Ehrenwort, keine Lüge – den absolut stimmigen Namen El Paso!
Fröhliche Gelb- und Grünfarben gaben dem El Paso-Interieur irgendwie etwas Hoffnungsvolles. Das gleiche Gelb wurde auch für den chicken Toilettencontainer verwendet. Der war zwar nicht abschließbar, was aber angesichts einer fühlbaren Einsamkeit in diesem Nirwana von Losinj nur eine untergeordnete Rolle spielte. Die junge Kellnerin – auch strafversetzt ? – strahlte angesichts zweier unerwarteter Gäste und klärte bei Espresso und Mineralwasser über die geografische Lage auf. Die war – 12 Kilometer von Mali Losinj – ein wenig ernüchternd und machte statt Champagner und Eiskaffee dringend einen Plan B notwendig.
Der kam dann auch fünfzehn Minuten später in Form eines Taxis, eingehüllt in eine riesige Staubwolke, denn es hatte, um dieses nicht unerhebliche Detail nachzuholen, mittlerweile bereits 37 Grad. Aber zehn Minuten später waren wir an einer Badebucht, gleich nebenan gab es ein wunderbares ländliches Restaurant mit hervorragender Seezunge, Nusspalatschinken und einen Likör, ehe – und ich bin ihm ewig dankbar dafür – unser Taxifahrer wie vereinbart pünktlich um 16 Uhr wieder bei jenen drei Pinien stand, bei denen wir ausgestiegen waren.
In El Paso wartete zwischenzeitlich die ganze Bodencrew des Flughafens auf die Rückkehr des Wasserflugzeuges, zur Feier des Tages gab’s Popcorn umsonst und als die Maschine wieder brummend gelandet war, blieb noch ausreichend Zeit, uns – vorschriftsmäßig von der Securitypolizistin abgefertigt – mit einem Kleinbus (!!) die 300 Meter über Rollfeld zum Einstieg zu bringen.
Der Rest war wieder großes Wasserflugzeug-Kino: Ein ultracooler Co-Pilot mit schwarzen Bermudas und Sonnenbrille, der lässig vom Nachbarsitz aus die Sicherheitsbestimmungen vortrug, der Rückflug über die Adria und zu guter Letzt noch eine eindrucksvolle Steilkurve, ehe das Flugzeug wieder vor der Arena im Wasser aufsetzte.
Alles in allem: ein unvergesslicher Tag. Die Wasserflugzeuge sind fantastisch und das Glas Champagner gab’s dann noch gleich um’s Eck in der Enoteca am Forum von Pula.
Text & Foto: ART-Redaktionsteam, istrien7.com